Chaos Communication Congress '97
Hamburg, Eidelstedter Bürgerhaus, 27. - 29.12.1997
Chaos-Knoten

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Packet Radio - Eine Einführung

Datenfunk im Amateur- und CB-Funkdienst

Referent: Henning Heedfeld [DG1YGH]


Packet-Radio ist ein paketorientierter Datenfunk im Amateur- oder CB-Funkdienst. Zur Zeit werden als gängige Übertragungsgeschwindigkeiten 1.200 und 9.600 bit/s eingesetzt. Als Netzwerk-Standard wird das AX.25-Protokoll verwendet, ein speziell für den Amateur-Datenfunk modifiziertes X.25-Protokoll. Bei Übertragungsgeschwindigkiten bis 2.400 bit/s kann man mit handelsüblichen Funkgeräten arbeiten, der Anschluß funktioniert direkt über die Mikrofon-Buchse des Funkgerätes. Bei höhereren Übertragungsgeschwindigkeiten muß aufgrund der höheren Bandbreite eine Modifikation im Funkgerät vorgenommen werden: das Sendesignal wird dann hinter dem FM-Diskriminator eingespeist.

Als Modem können zwei Gerätearten eingesetzt werden: die preiswertere Lösung bietet 1.200 bit/s und besteht aus einem Operationsverstärker sowie einigen passiven Bauteilen. Dieses sogenannte PCCOM-Moden kostet im Selbstbau rund 20 DM oder ist für ca 100 DM fertig aufgebaut im Fachhandel zu beziehen. Es ist ein passives Gerät, die Protokollumsetzung und Auswertung erfolgt über eine zusätzliche PC-Software.

Als zweite Möglichkeit, die grundsätzlich vorzuziehen ist, können sogenannte TNCs (Terminal Node Controller) eingesetzt werden. TNCs sind sowohl für 1.200 bit/s als auch für 9.600 bit/s erhältlich oder preiswert im Eigenbau zu realisieren. Im Eigenbau entstehen Kosten von rund 150 DM, ein Fertiggerät kostet zwischen 250 und 350 DM. Ein TNC hat eine eigene, meist Z80-basierende Microcontroller-Steuerung und kann somit auch autark betrieben werden.

Die Ansteurung durch den PC erfolgt über einen eigenen Befehlssatz. TNCs bieten ausserdem die Möglichkeit, im sogenannten Transparent-Modus betrieben zu werden. Somit kann mittels PPP oder SLIP eine TCP/IP-Verbindung aufgebaut werden. Im Praxistest wurden in einer Punkt-zu-Punkt-Funkstrecke über 7 km rund 300 Byte/s Datendurchsatz erreicht (70cm Band, 9.600 bit/s übertragungs -geschwindigkeit im Simplex-Betrieb). Wesentlich höhere Übertragungsraten können nur durch Modifikation auf 19200 bit/s oder unter Einsatz einer Vollduplex-Verbindung erreicht werden, da dann die Hochtastzeiten der Funkanlagen wegfallen. Nachteilig ist hierbei, daß auf beiden Seiten doppeltes Equipment benötigt wird.

Unklar ist bei einer solchen TCP/IP-Verbindung, über die ja auch Internet geroutet werden kann, die rechtliche Lage. Funkgeräte für 9.600 bit/s sind zur Zeit nur im Amateurfunkdienst legal zu betreiben bzw. zu modifizieren. Der Amateurfunkdienst darf nur von lizensierten Funkamateuren betrieben werden. Das Amateurfunkgesetz verbietet allerdings die Verbindung von Funkanlagen mit anderen Kommunikationsnetzen. Außerdem ist die Übermittlung von verschlüsselten Daten nicht zulässig.

Die legale Alternative wäre der CB-Funk (Citizens Band = Jedermannsfunk). Da der CB-Funk im Kurzwellenbereich betrieben wird, ist ein effektiver Funkbetrieb aufgrund von Störungen in der Regel nicht möglich. Desweiteren müssen im CB-Funk zugelassene Funkgeräte verwendet werden. Somit stehen nur Geschwindigkeiten von 1.200 bit/s zur Verfügung. Unter anderen rechtlichen Umständen wäre so eine preiswerte Realisierung von Wireless-LANs möglich, die auch mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten betrieben werden können.



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